einsunter bis einsüber
Klaus Scheu vom Weinhof Scheu
Interview mit einem Grenzgänger
Aufgrund der im Laufe der Jahrhunderte häufig wechselnden Grenzziehung liegt der Weinhof Scheu selbst zwar in der Pfalz, der größte Teil des Anbaugebiets befindet sich jedoch auf französischem Boden, was dem Winzer Klaus Scheu den Spitznamen „Grenzgänger“ einbrachte.
Unseren Inhaber Ivo Ebert lernte er vor einigen Jahren über einen gemeinsamen Freund und Geschäftspartner kennen. Ihre gemeinsame Leidenschaft für einen ganz besonderen Chardonnay brachte die beiden rasch näher und gemeinsam entstanden so zwei exklusive Weine für die einsunternull series.
Unsere Sommelière Anna Schilling hat mit Klaus Scheu über diese beiden Tropfen und das Besondere seines Weinguts gesprochen.
Anna Schilling: Klaus, wer weder den Riesling oder den Chardonnay aus der einsunternull series noch dein Weingut selbst kennt, was würdest du ihm oder ihr erzählen?
Klaus Scheu: Ich würde sagen: Das Besondere sowohl an den beiden Weinen als auch am Weinhof Scheu selbst ist die wirklich besondere Lage des Schweigener Sonnenberg Raedling. Zum einen ist der Muschelkalkboden mit seinem hohen Ton- und Lössanteil die ideale Voraussetzung für die besten Rieslinge. Zum anderen haben wir hier einen Südosthang. Das bedeutet viel Sonne einerseits, aber andererseits auch viel Kaltluft durch seine Tallage, die verhindert, dass die feine Säure zu schnell abgebaut wird. Dadurch entstehen wunderbar mineralische, gradlinige Weine die nicht zu opulent im Geschmack sind. Im übrigen wächst auch der Chardonnay hier.
AS: Stimmt. Ich würde den Riesling auch als sehr grün mit vielen Kräutern und einer unverwechselbaren Salzigkeit beschreiben. Auch der Chardonnay hat trotz der sehr warmen Noten von Vanille und einem vollen Körper ebenfalls eine wunderbare Säure und Frische. Hängt das neben der Lage auch mit dem Ausbau zusammen?
KS: Unbedingt, denn hier gehen wir sehr schonend vor. Schon weil die Erträge dieser sehr alten Rebstöcke extrem gering sind. Während der Riesling zum größten Teil im Stahl und nur ein kleiner Teil im Holzfass ausgebaut wird, findet der Ausbau des Chardonnay komplett im Barrique statt. Der Riesling liegt anschließend noch sehr lange auf der Hefe.
AS: Welche Reben baut ihr generell an?
KS: Der Riesling spielt bei uns hier in der Pfalz klar die Hauptrolle, das bedingt schon wie gesagt die besondere Lage und dadurch zeichnen wir uns auch aus. Aber unsere Burgundersorten zusammengenommen machen mittlerweile über 50 % aus. Dabei ist der Weißburgunder sehr stark bei uns. Außerdem natürlich – wie der Name schon sagt – die Scheurebe, die mittlerweile auch wieder vermehrt probiert und getrunken wird. Und hier an der Grenze zu Frankreich bzw. Im Elsass gehört natürlich der Gewürztraminer als Exot mit dazu.
AS: Zum Schluss noch eine vielleicht etwas provokante Frage: Hast du einen Lieblingswein?
KS: Ja, tatsächlich. Und nach allem, was ich bisher gesagt habe, überrascht es vermutlich nicht, dass ich hier den Rädling Riesling nenne, den ihr auch in der einsunternull series habt. Das ist einfach ein sehr besonderer Wein für mich, weil er in den ersten Jahren, in denen ich ihn produziert habe, gar nicht unbedingt so gut bei meinen Kunden ankam. Ich habe aber immer hinter ihm gestanden, ihn weiterhin all die Jahre abgefüllt und konnte so über die Zeit ein kleines Lager aufbauen. So konnten die Weine reifen und sich weiterentwickeln und heute ist genau dieser Riesling in der Gastro extrem beliebt.